In der grandiosen App «Be My Eyes» steht seit neustem eine neue Funktion zur
Verfügung. Der Hilferuf nach einem sehenden Auge  kann nun bei Bedarf auf persönliche Gruppen eingegrenzt werden.

7,1 Millionen Menschen stehen weltweit zur Verfügung, um blinden und sehbehinderten Menschen im Bedarfsfall ihr sehendes Auge via App und Handykamera zu leiehen. Und mehr als eine halbe Million von einer Sehbehinderung betroffene Menschen machen davon Gebrauch. Und das Tolle an diesem Netzwerk ist: Es funktioniert! Und zwar erstaunlich gut. Es dauert in der Regel nicht länger als ca. 30 Sekunden, bis sich eine hilfsbereite Person meldet. Aufgrund der von mir in meinem Profil angegebenen Sprache und meiner Zeitzone wird mein «Hilferuf» an eine bestimmte Anzahl Personen, die meine Sprache sprechen und sich als Helfende angemeldet haben, weiter geleitet, und mit der ersten, die antwortet, bin ich dann verbunden. Persönlich nutze ich diese Hilfeleistungen oft und ich habe bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es Menschen oder Situationen gibt, in denen die Hilfeleistung durch eine Vertrauensperson aus dem Familien- oder Freundeskreis bevorzugt wird. Für diesen Zweck haben die Entwickler von Be My Eyes eine neue Funktion in ihre App eingebaut. Man kann jetzt persönliche Gruppen erstellen, welche man dann alternativ zur anonymen Community für eine Hilfestellung anrufen kann.

Und so funktioniert’s

1. Auf dem Bildschirm des Tabulators «Hilfe anfordern» findest du neu die Taste «Meine Gruppen». Aktiviere diese Taste.
2. Du hast nun die Möglichkeit, bestehende Gruppen zu verwalten oder eine neue zu erstellen. Um eine neue Gruppe einzurichten, Aktiviere die Taste «Gruppe erstellen». . Du gelangst zum Willkommensbildschirm für das Einrichten von privaten Gruppen.
3. er deutschsprachige Erklärungstext ist etwas holprig, doch es ist trotzdem verständlich, worum es geht.
   Durch Aktivieren der Taste «weiter» startest du den Prozess.
4. Gib nun deiner ersten Gruppe einen Namen, der gut von allen Gruppenmitgliedern erkannt werden kann und erstelle die gruppe durch Aktivieren der Taste «Gruppe erstellen».
5. Im nächsten Schritt kannst du Mitglieder zu deiner Gruppe hinzufügen, indem du den vorgesehenen Personen einen Einladungslink verschicktst. Aktiviere zu diesem Zweck die Taste «Einladungslink teilen».
6. Es wird nun der bekannte Bildschirm angezeigt mit den verschiedenen Optionen zum Teilen deines Einladungslinks. Du kannst hier auswählen, an wen und über welchen Kanal du diesen Link versenden willst.
7. Die von dir eingeladenen Personen erhalten einen Link mit einer zugegebenermassen etwas gar holprigen übersetzten Beschreibung, nämlich: „Einladung meiner Fraktion bei Be My Eyes beizutreten als blinder oder schlecht sichtbarer Benutzer beitreten, um Anrufe in diese Gruppe zu tätigen oder als gesichteter Benutzer, um Anrufe an diese gruppe zu beantworten».
   Aus dieser Beschreibung wird klar, dass sowohl sehende Personen, wie auch sehbehinderte Personen dieser Gruppe beitreten können. Die einen als potentiell Helfende, die andern als potentiell Hilfe benötigende. In welcher Funktion sie beitreten, legen sie fest, wenn sie sich mittels Aktivierung des zugesandten Links bei Be My Eyes anmelden.
8. Die erstellte Gruppe funktioniert natürlich nur dann, wenn sich die eingeladenen Personen dann auch tatsächlich anmelden.
   In jede Gruppe können bis zu 20 Personen aufgenommen werden und es können insgesamt 5 persönliche Gruppen erstellt werden.
9. Um eine dieser Gruppen anzurufen, aktiviert man im Tabulator «Hilfe anfordern» den Eintrag «Meine Gruppen», wo man die erstellen Gruppen aufgelistet findet.
10. Um eine Gruppe zu bearbeiten odereine weitere hinzuzufügen, wählt man den Menüeintrag «Gruppen verwalten». Hier kann man den Einladungslink an weitere Personen versenden und man kann auch sehen, wieviele sehbehinderte und sehende Mitglieder die Gruppe umfasst.
11. Der Link «Infos zur Gruppe» ermöglicht es, die Gruppenbezeichnung zu ändern oder die Gruppe zu löschen.

Lass dich von der obigen Beschreibung nicht einschüchtern!

Die etwas komplizierte Beschreibung zum Erstellen eigener Gruppen erweckt vielleicht den Eindruck, dass es kompliziert ist, die App «Be My Eyes» zu nutzen. Dies ist jedoch keineswegs der Fall! In der alltäglichen Anwendung genügt es, die App zu starten und die Taste «einen Freiwilligen anrufen» zu aktivieren (Es gibt sogar einen Siri-Kurzbefehl, mit dem man diese Aktion starten kann) – und schon bald meldet sich jemand, der oder die bereit ist, mir bei meinem Problem behilflich zu sein. Und Situationen, in denen ein sehendes Auge gefragt ist, gibt es viele. Hier ein paar Beispiele:

• Ich suche einen Gegenstand, der mir runter gefallen ist
• Das Display meiner Kaffeemaschine zeigt eine Fehlermeldung an und ich weiss nicht, was zu tun ist.
• Ich habe den Konfitürenkleck zwar von meinem Pulli weg geputzt, aber ist der Pulli nun tatsächlich sauber?
• Sind das die schwarzen oder die dunkelblauen Socken?
• Ich stehe vor einem Gebäude. Wo ist der Eingang?
• Ich stehe auf dem Bahnsteig: Wo ist der Treppenabgang in die Unterführung?
• Ich habe das Klingelbrett gefunden, doch wo muss ich für Meiers klingeln? Usw.

Derlei Beispiele gibt es noch viele. Anfangs hatte ich noch etwas Hemmung, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber mit jedem neuen positiven Erlebnis fällt es mir leichter. Und es hilft mir auch der Gedanke, dass die Leute, die sich für diesen Dienst angemeldet haben, ja helfen wollen und es für sie ebenfalls ein positives Erlebnis ist, wenn ihre Hilfe tatsächlich in Anspruch genommen und geschätzt wird.So möchte ich denn alle meine sehbehinderten und blinden Kolleginnen und Kollegen ermuntern. Nutzt diese tolle Möglichkeit. Meldet euch bei Be My Eyes an. Und wenn ihr das noch nicht getan habt, hier ist der Link für den Download der betreffenden App:

Be My Eyes vom App Store herunter ladden

Und das ist noch nicht alles!

Schon bereits seit einigen Monaten gibt es in der App «Be My Eyes» die Funktion «Be My AI», was bedeutet: «Sei meine künstliche Intelligenz». Und mit Künstlicher Intelligenz arbeitet denn auch dieser Dienst. Wir können ein Bild von einem Gegenstand oder unserer Umgebung machen und Be My AI beschreibt uns diesen Gegenstand bzw. die Szene so exakt und ausführlich, dass man nur staunen kann. Und diese Möglichkeit der Beschreibung gibt es nicht bloss für Live-Aufnahmen, sondern für alle Fotos in unserer Mediathek. Diese Beschreibungen sind so genau und umfassend, dass sie meinen 16-jährigen Grosssohn zur Aussprache verleitet haben: «Grosspapa, wenn du sehen könntest, du würdest weniger sehen, als mit dieser App!

Ein Grund mehr also, um Be My Eyes zu nutzen. Und es ist durchaus vorstellbar, dass mit der Technologie der Bilderkennung noch weitere Anwendungsmöglichkeiten folgen,  die uns neue Perspektiven im Bereich der Umweltwahrnehmung, der  Orientierung und der Mobilität eröffnen.