Rendez-Vous mit dem Bundesrat: Die E-ID auf dem Prüfstand

Bundesrat Beat Jans lud die Apfelschule zu einem Besuch ein. Er wollte wissen, wie sehbehinderte Menschen mit der neuen E-ID zurecht kommen und was die Digitalisierung ganz allgemein für sie bedeutet.

Bundesrat Beat Jans und Gründer der Apfelschule Urs Kaiser reichen sich respektvoll die Hand
Légende: Bundesrat Beat Jans und Gründer der Apfelschule Urs Kaiser

Es ist gewiss kein alltägliches Ereignis, wenn man von einem Bundesrat ins Bundeshaus eingeladen wird. Und eine gewisse Nervosität war denn auch bei mir trotz einiger Medienerfahrung spürbar. Doch nach dem freundlichen Empfang durch den Kommunikationschef Oliver Washington und seiner Mediensprecherin Kathrin Alder war diese rasch vorbei. Und als uns dann ein sichtlich entspannter und warmherziger Bundesrat in sein Büro führte, war das Eis vollends gebrochen. Wir waren zu zweit von der Apfelschule. Ich wurde begleitet von Bettina Jäger, unserer Fachfrau für Medien und Öffentlichkeitsarbeit.
Bundesrat Jans setzte sich direkt neben mich; er wollte genau sehen, wie das geht, wenn ich mein iPhone bediene. Und es versteht sich, dass ich als erstes «Demonstrationsobjekt» die Swiyu-App wählte, die App, in welcher die vorgesehene E-ID künftig gespeichert wird. Ich führte ihm vor, wie ich als blinder Nutzer eine Beta-ID erstelle und erklärte ihm, wie ich dabei Schritt für Schritt von der Sprachausgabe meines iPhones geführt werde. Natürlich zeigte ich ihm auch, wo in der App noch Mängel bestehen. Ganz generell nahm das Thema «Barrierefreiheit» und «Benutzungsfreundlichkeit» in unserem Gespräch einen breiten Raum ein. Bundesrat Jans meinte, dass er sich nach dieser praktischen Vorführung jetzt viel besser vorstellen könne, was mit «Barrierefreiheit» im digitalen Raum gemeint sei.

Auch wenn die Abstimmung über die bevorstehende E-ID der eigentliche Anlass für unser Treffen war, so gingen unsere Gespräche doch über diesen Anwendungsbereich weit hinaus. Ich konnte Bundesrat Jans anhand zahlreicher Beispiele aus dem Alltag aufzeigen, welch grosse Bedeutung digitale Lösungen gerade für uns blinde und sehbehinderte Personen haben. In vielen Bereichen eröffnen erst sie für uns einen direkten und unmittelbaren Zugang zu Informationen und Dienstleistungen. Und sie sind somit eine notwendige Voraussetzung für unsere Autonomie und Partizipation am öffentlichen Leben.

Dass vermehrt auch ältere Menschen von einer Sehbehinderung betroffen sind und ebenfalls von den Möglichkeiten eines angepassten elektronischen Zugangs profitieren können, war ein weiteres Thema unserer Gesprächsrunde. Selbstverständlich braucht es für die routinierte Nutzung der technologischen Instrumente nebst Barrierefreiheit und Bedienungsfreundlichkeit auch eine angepasste Schulung. Das liegt auf der Hand und wird auch belegt durch die steigende Nachfrage nach den Angeboten der Apfelschule.

Zum Schluss kamen wir noch einmal zurück auf die Bedeutung der Swiyu-App als «Wallet» (Brieftasche). Wie aus den Abstimmungsunterlagen ersichtlich ist, können in diese App auch andere Ausweisdokumente eingebunden werden. Ich brachte in diesem Zusammenhang den Wunsch nach einem Ausweisdokument vor, welches die behinderungsbedingte Erfordernis einer Assistenz belegt und als eine Art «Behinderungsausweis» bei Museumsbesuchen oder im internationalen Bahnverkehr vorgelegt werden könnte.

Und bezüglich der Einführung der E-ID gab ich dem persönlichen Wunsch Ausdruck, dass es dieses Mal mit der Zustimmung klappt. Denn für mich bringt sie einen autonomen und vollwertigen Zugang und alle andern haben ja danach immer noch die Wahlfreiheit, ob sie die E-ID einsetzen wollen oder nicht.

Als Präsent überreichte Bundesrat Jans den Besuchern aus der Apfelschule eine Dose mit Basler Läckerli. Das Spezielle an dieser Dose ist, dass auf ihrem Deckel das Basler Rathaus reliefmässig abgebildet ist und durch Ziehen an einer Lasche das Klingelgeräusch des alten Basler Trämmlis erzeugt werden kann.
Légende: Als Präsent überreichte Bundesrat Jans den Besuchern aus der Apfelschule eine Dose mit Basler Läckerli. Das Spezielle an dieser Dose ist, dass auf ihrem Deckel das Basler Rathaus reliefmässig abgebildet ist und durch Ziehen an einer Lasche das Klingelgeräusch des alten Basler Trämmlis erzeugt werden kann.