Ausstellung „Das grosse Theater des Weins – Perfekt in Szene gesetzt!“

Einführung in die Austellung

Das grosse Theater des Weins – Perfekt in Szene gesetzt!

Gesehen werden – getrunken werden. Die Art und Weise, wie die Produktion und der Konsum des Weins in Szene gesetzt werden, prägt unsere innere Vorstellung: schöne Weinberge, kreative Produzenten, einladende Degustationsräume… Das Renommee des Weins beruht auf Traditionen und erfindet sich stets neu.

Will man über den Walliser Wein sprechen, erweist sich ein Blick auf seine Geschichte als unerlässlich. Das Bild des Weins entwickelte sich nach und nach und vereint zahlreiche Facetten: geografische Verankerung, sozioökonomische Entwicklung, Evolution der Produktions- und Konsumweisen.

Zwischen Wettstreit und Verbrauchernachfrage: Das Image des Weins verändert sich laufend. Um die besondere Identität der Walliser Weine in einer globalisierten Welt zu verdeutlichen, setzte sich das Weinmuseum mit zahlreichen Themen auseinander, etwa dem Weintourismus, den Gegenständen der Weinverkostung, den Orten des Konsums und dem digitalen Marketing.

Halle 1 – Fotografen und der Wein

Einführung

Klick! Fotografen im Weinberg.

Eine Fotografie ist dazu bestimmt, gesehen zu werden. Ihre Komposition hebt bestimmte Elemente hervor und schliesst andere aus. Sie ist in der Presse, in Ausstellungen oder auf digitalen Medien zu sehen und bereichert die Bilderwelt der Reben und des Weins.

Die Sensibilität des Fotografen spielt eine entscheidende Rolle. Auf dem Feld lässt er sich von ihr leiten. Sie lenkt seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Elemente.

Die Fotografen Aline Fournier, Robert Hofer und Olivier Maire sprechen über ihre Arbeit. Drei einzigartige Werdegänge. Drei Ansichten über ein gemeinsames Thema: Reben und Wein im Wallis. Ihre Art, Landschaften sowie Menschen aus der Welt des Weins darzustellen, ist grundverschieden.

Erläuterungen

Robert Hofer

Robert Hofer ist 1956 in Sion geboren, wo er heute noch lebt und arbeitet. 1983 schloss er an der Hochschule für Fotografie in Vevey seine Fotografenlehre ab. 1989 war er Mitbegründer der „Enquête photographique valaisanne“, ein Projekt, an dem der sich lange Zeit beteiligte. Er zog 1995 in sein Atelier im Kunst- und Kulturzentrum Ferme-Asile in Sion ein. Ab 1981 nahm er an etwa dreissig Ausstellungen teil und wirkte an der Veröffentlichung von etwa hundert Büchern, Broschüren und Katalogen mit, darunter „Planète Valais“ (2010) und Robert Hofer „Incertain regard“ (2011). Einige seiner Fotografien sind in öffentlichen und privaten Sammlungen zu finden.

Der Mensch und die Kunstszene faszinieren diesen Allrounder-Fotografen, der sein Augenmerk ebenfalls auf die Ästhetik von Pflanzen und Objekten richtet.

Aline Fournier

Aline Fournier ist 1986 im Wallis geboren. Als freischaffende Fotografin arbeitet sie seit 2010 an ihren Inszenierungskompetenzen, sei es im Bereich der visuellen Gestaltung und Kreation, der Installation, der Performance, des Videos oder der Illustration. Authentizität kennzeichnet ihr Kunstschaffen, ebenso wir ihr Hang, Kontraste bildlich hervorzuheben. Für Aline Fournier ist der Raum eine Bühne, die sie organisiert und gestaltet, um ihr eine eigene kulturelle Identität zu verleihen. Mit dreieinhalb Jahren wurde sie infolge einer Hirnhautentzündung hochgradig taub. Seither gehört Absurdität zu ihrem Alltag. Ihr Kommunikationsdrang sowie die Frustrationen, die ihre Taubheit unvermeidlich hervorruft, inspirieren ihr kathartisches Werk. Seit 2020 wohnt sie in Sierre im Stadtteil Villa und studiert an der Schule für Gestaltung und Hochschule für Kunst Wallis (EDHEA) bildende Kunst.

Olivier Maire

Olivier Maire, 1966 in Neuenburg geboren, verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Genf. Heute lebt er im Wallis, in der Nähe von Sion. Als PR-Fotograf arbeitete Olivier zuerst für die Agentur Keystone, bevor er deren Partner wurde und 2005 mit Denis Emery eine eigene Struktur gründete: die GmbH photo-genic.ch. Seit Ende 2018 trägt das Unternehmen den Namen „STUDIO 54“ und beschäftigt mehrere Mitarbeiter, um einen durchgehenden Service und eine langfristige Mandatsbetreuung zu gewährleisten.

Olivier Maire produziert Werbebilder und Porträts für Schweizer Institutionen und Unternehmen. Der menschliche Körper und die Idee der Natur inspirieren sein persönliches Schaffen, das er im Rahmen mehrerer Ausstellungen präsentierte. Dieser künstlerische Ansatz wirkt sich ebenfalls auf sein professionelles Werk aus.

Olivier Maire bildet sich immer weiter und experimentiert, unter anderem in den Bereichen der analogen Schwarz-Weiss-Fotografie, des Luftbilds und des Videos. Seine Aufträge führen ihn durch die ganze Schweiz und ins Ausland.

Videos

Auf jeder Seite der dreieckigen Säule hören Sie ein Interview mit einem der drei Fotografen auf Französisch. Die jeweiligen Untertitel sind darunter verfügbar.

Halle 2 – „Les Étoiles du Valais“

Einführung

Weine und Sterne.

Der „Étoile du Valais“ ist die höchste Auszeichnung der „Sélection des Vins du Valais“ – ein Referenzwettbewerb für Weine mit geschützten Ursprungsbezeichnungen (AOC Wallis) –, die an die Produzenten von acht aussergewöhnlichen Weinen verliehen wird: Fendant, Johannisberg, Heida, Petite Arvine, Cornalin, Humagne Rouge, Syrah und Dôle.

Der „Étoile du Valais“ wurde 2007 ins Leben gerufen. Seither werden jährlich acht Weine, die in ihrer Kategorie die besten Wertungen erzielten, in einer Geschenkbox zusammengetragen und während der Festtage zum Verkauf angeboten. Seit 2012 wird ein neunter Stern an eine Persönlichkeit verliehen, welche die wesentlichsten Werte der Walliser Weine vertritt: Tradition, Authentizität und Leidenschaft.

Erläuterungen

Freie Hand der Kreativität.

Eine elegante Broschüre, welche die Siegerweine und ihre Produzenten vorstellt, begleitet die Sammlung.

Seit 2012 werden jedes Jahr ein Fotograf und ein Grafiker aus dem Wallis ausgewählt, die sich noch nicht kennen und als besonders kreativ empfunden werden, um gemeinsam dieses Begleitheft zu gestalten.

Kein Pflichtenheft, keine künstlerischen Instruktionen – nur eine Aufforderung: Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.

Beiliegend finden Sie die zwölf Broschüren der „Étoiles du Valais“.

Ausstellungsobjekte

Links: Die 80 Flaschen, die zwischen 2012 und 2019 ausgezeichnet wurden.

Rechts: Vier Fässer.

Halle 3 – Die Bücher

Einführung

Sich Zeit lassen…

Bücher sind eine Einladung, sich Zeit zu nehmen, zu schmökern, in Gedanken zu versinken… Bilder, die vom Leben rund um die Reben und den Wein zeugen. Darstellungen der Arbeit draussen oder im Keller, des Austauschs bei einem Glas Wein, festlicher Momente…

Fotografien und Worte, die von aussergewöhnlichen Werdegängen über mehrere Generationen zeugen. Die Bilder von heute sind das Archiv von morgen.

Ausstellungsobjekte

Sechs Bücher in französischer Sprache stehen den Besuchern zur Verfügung.

Halle 4a – Social Netzwerke: Instagram

Einführung

Die Welt erobern.

Bildschirm in der Hand, Fotografien in Hülle und Fülle und eine fixe Idee: möglichst viele „Likes“ ernten. Auch die Welt des Weins wurde von der digitalen Welle erfasst. Nur wer in den Social Media sichtbar ist, überlebt – so heisst es zumindest.

Wie präsentieren sich die Walliser Weine auf Instagram? Welche Themen, Fotos und Hashtags prägen ihr Image?

Weinberge, Gesten und Nektar werden erfasst und retuschiert, in der Hoffnung, auf Anklang zu stossen. Grossformatige Inszenierungen, in den digitalen Bann gezogen, die nach Beifall trachten.

Erläuterungen

Publizieren

Die meisten Veröffentlichungen stammen von der Weinbranche selbst: Produzenten, Önotheken und Restaurants, Promotionsunternehmen, Blogger und Medien. Die Inhalte sind vielfältig und vermitteln Informationen über Veranstaltungen und neue Produkte sowie über die Arbeit im Weinberg und in der Kellerei.

An zweiter Stelle folgen die Weinkonsumenten, die sich für Veranstaltungen, Begegnungen und Verkostungen begeistern lassen. Im Jahr 2020 bremste die Pandemie ihren Eifer.

Reben, Trauben, Wein

Zahlreiche Publikationen sind dem Rebberg gewidmet, der als produktive oder „natürliche“ Landschaft präsentiert wird. Als Wahrzeichen des Wallis nehmen die hohen Berge auf ästhetischen Bildern einen Ehrenplatz ein.

Jahreszeiten sind ideal zur Belebung eines Instagram-Profils. Dies gilt insbesondere für das grosse Ernteritual, das sich hervorragend in Szene setzen lässt. Doch auch andere Rebarbeiten bieten attraktive Motive, etwa der Rebschnitt im Frühjahr oder die Spätlese…

In gleicher Weise werden die verschiedenen Arbeitsschritte im Keller zur Schau gestellt: Entrappen, Pressen, Reifung, Abfüllung und Ausbau der Weine. Vollständig automatisierte Tätigkeiten tauchen zwar seltener auf, da sie auf Instagram auf wenig Anklang stossen: Sie drohen, das „romantische“ Bild dieses traditionellen Vorgangs zu ruinieren. Wie in anderen Produktionssektoren ist der Unterschied zwischen der Realität und dem Werbebild, das dem Verbraucher gezeigt wird, gross.

Gesichter und Identitäten

Manche Produzenten präsentieren sich wie Rockstars oder grosse Sportler, wobei ihre Leidenschaft und ihr Charisma untermalt wird. In ihrem Umfeld fotografiert, begleitet von berufstypischen Gegenständen, wecken diese Frauen und Männer das Interesse der Medien.

So erhalten Weine ein Gesicht. Im Wallis wie auch anderswo prägen die Persönlichkeit und die Ausstrahlung des Produzenten den Wein. Ähnlich wie in der Welt der „Haute Couture“, schätzt es das Publikum, wenn der „Schöpfer“ zum Emblem seines Unternehmens wird. Grössere und industriellere Weingüter müssen auf diese Art der Kommunikation verzichten. Auch wenn sie Frauen und Männer aus ihrem Betrieb ins Rampenlicht rücken, bleiben diese bloss Angestellte und Mitarbeiter.

Markenauftritt

Grundsätzlich verfolgen alle Bilder, die von Produzenten auf Instagram gepostet werden, kommerzielle Zwecke, selbst wenn sie die Schönheit der Weinberge oder die Erntezeit feiern. Man nennt dies „Brand Building“. Es geht dabei um die Verbesserung des Markenauftritts und des Bekanntheitsgrads.

Daneben gibt es ausschliesslich kommerzielle Publikationen, die vor allem in der Weihnachtszeit vorzufinden sind. Dezember ist für dieses Verfahren besonders interessant. Wettbewerbe, Angebote, Neuheiten und vereinfachte Beschaffungsverfahren florieren auf Instagram um die Konsumenten zu verführen.

Halle 4b – Die Rebe, der Wein, die Archiv

Einführung

Bis zur Trunkenheit.

Zum Thema Reben und Wein beinhaltet die audiovisuelle Sammlung der Mediathek Wallis Martigny rund sechzig Werbe- und Unternehmensfilme sowie Bildstreifen aus Familienarchiven aus den Jahren 1935 bis 1980.

Trotz ihrer Heterogenität vermitteln diese Filmdokumente dem Zuschauer ein Gefühl der Einheitlichkeit. Jenseits der relativ anekdotischen Unterschiede erzählen sie ein und dieselbe Geschichte: die zyklische Geschichte zahlloser Gesten, die sich ununterbrochen wiederholen. Dieses Gefühl ergibt sich aus dem Rhythmus der Handlung. Es herrscht reger Betrieb: Karren, Esel, Menschen, Fahrzeuge, volle und leere Kisten, Hände, die schneiden, tragen, umfüllen… Der Weinberg gleicht einem Ameisenhaufen.

Der Lauf der Jahreszeiten, der sich wie ein roter Faden durchzieht, verstärkt ebenfalls den Eindruck einer zyklischen Abfolge.

Erläuterungen

Von Seiten der Produktion

Die Rebe – verstanden als Pflanze und menschliche Aktivität zugleich – folgt dem Rhythmus der Natur. Sie ist eine prozesshafte zyklische Erscheinung, von der Erde bis zum Glas. Ihr Ablauf ist dermassen harmonisch und regelmässig, dass der genaue Moment, in dem die Rebe zu Wein wird, unmöglich auszumachen ist.

Ohne den Menschen würde dieser Kreislauf jedoch zusammenbrechen.

Eine lange Geschichte verbindet den Weinstock und den Menschen. Die Rebe steht für das Leben, den Wachstum, den Überfluss. Es ist jedoch der Mensch, der sie wissend und mit fachkundigen Gesten umsorgt und ihr erlaubt, Jahr für Jahr ihre faszinierende Verwandlung zu vollbringen.

Das audiovisuelle Archiv verleiht einen Einblick in die Weinproduktion mehrerer Winzergenerationen. Der zyklische Kreislauf gewährleistet die Übertragung von Wissen und Gesten.

Von Seiten des Konsums

Der Kreislauf schliesst auch den Verbraucher mit ein. Wenn Werbefilme die Arbeit in den Reben und das Produktionsverfahren des neuen Jahrgangs ausführlich beschreiben, wird ebenfalls die Art und Weise, wie dieser empfangen wird, berücksichtigt. Wein trinken ist ein Vergnügen – allerdings ein ernsthaftes Vergnügen, das Wissen erfordert. Denn Wein für besondere Anlässe ist nicht gleich Alltagswein. Im Grunde genommen schert sich der Wein jedoch nicht um Unterschiede, sondern schlägt soziale Brücken. Ob Werk- oder Festtag, der Wein passt sich an!

Wie ein konzentrischer Kreis fügt sich der Rebberg in eine grössere Einheit ein – im Geist des Ortes. Ebenso wie das Raclette, die Religion, die Politik oder das Skifahren ist er Teil der lokalen Kultur. Zum Geist des Ortes gehört ebenfalls die Landschaft, die gekennzeichnet ist durch die Präsenz der Weinrebe. Gelb im Herbst, nackt im Winter, aufblühend im Frühjahr und im Sommer mit Früchten beladen.

Der Fluss der Zeit

Im Laufe der Jahre und der Filme sind die Menschen nicht mehr ganz dieselben. Die Mode ändert sich. Erst kommt der Ton hinzu, dann die Farbe. Zaghaft treten soziale Veränderungen zutage. Lieferwagen lösen Maultiere ab, elegante Karaffen ersetzen antike Zinnkannen, die Arbeit wird industrialisiert. Aber nichts scheint den Kreislauf zu stören, der dem Zahn der Zeit standhält.

Videos

Hören Sie sich zu jedem der drei Themen eine Videosequenz über die in den Fässern integrierten Bildschirme an.

Halle 4c – Weintourism im Wallis

„Um den Weinberg in einen tourismusfreundlichen Raum zu verwandeln, muss er umgrenzt, ausgestattet und verschönert werden“, Isabelle Raboud-Schüle, Ethnologin.

Einführung

Sonne, Himmel und Erde… Weintourismus im Wallis.

Mit seinen 4783 Hektaren Rebland ist das Wallis der führende Weinbaukanton der Schweiz. Sein touristisches Potenzial beruht auf unbestreitbaren Vorzügen und einem günstigen Nährboden. Weiter darf sich das Wallis auf die historische Verankerung des Weinbaus und eine attraktive önophile Kultur stützen.

Tourismus und Wein bilden eine Assoziation, die beinahe in allen Weinbauregionen der Welt zu finden ist. Manchmal wird sie Weintourismus genannt, andere Male „Wine Tourism“. Diese Begriffe sind weit mehr als die deutsche oder englische Bezeichnung derselben touristischen Strategie – sie sind Ausdruck verschiedener Kulturen.

Erläuterungen

Zwei Arten, dasselbe Kulturprodukt aufzuwerten

Weintourismus und „Wine Tourism“ unterscheiden sich vom Raum her: Sie sind in unterschiedlichen Kulturen heimisch und weisen eigene Merkmale auf. Diese Dichotomie scheint das Resultat der Globalisierung und der Konkurrenz zwischen den Weinbaugebieten zu sein. Abgesehen von der Strategie, gehen diese beiden Modelle aus grundverschiedenen historischen Konstrukten hervor.

Das Modell des „Wine Tourism“ stammt aus den neuen Weinbauländern und ist gekennzeichnet durch eine starke Marketingstrategie, die oftmals vor dem Bau der Kellereien erarbeitet wurde und den Schwerpunkt auf die Rebsorten und die touristische Nutzung der Gebäude setzt.

Weintourismus ist die touristische Strategie der älteren Weinbauländer. Sie gründet auf einem antiken Kulturerbe, der Erdverbundenheit und einem Label- und Ursprungsbezeichnungssystem, wodurch eine Einheit entsteht zwischen dem Produkt Wein und dem spezifischen Terroir.

Weintourismus im Wallis: kultureller Reichtum und Entwicklungsmöglichkeiten

Die Besonderheiten und der Reichtum des Walliser Weintourismus werden erst ersichtlich, wenn man diesen mit dem elsässischen Weintourismus oder dem kalifornischen „Wine Tourism“ vergleicht. Dem Wallis sollte kein Weintourismusmodell auferlegt werden, das seine lokale Kultur und Vergangenheit ausser Acht lässt. Denn er hält ganz besondere Trümpfe in der Hand: die typische Landschaft, eine unverkennbare gastronomische Identität, eine reiche lokale Kultur, ein vielfältiges Angebot an Rebsorten usw. Diese Elemente verleihen der Destination ihre Einzigartigkeit.

Geselligkeit als Leitmotiv

Degustationspässe, geführte Touren im Weinberg, entspannende Vinotherapie-Erlebnisse, ausgefallene Weinverkostungen, die seltene Weinsorten und Imageberatung kombinieren, kommentierte Degustationen mit Raclette und Walliser Teller…

Im Wallis ist die Vielfalt an Labels, Angeboten und Kombinationen gross. Gemeinsam bieten die Weingüter und Weinakteure eine breite Auswahl an Serviceleistungen. Während manche lieber auf Klassiker zurückgreifen, lassen andere ihrer Kreativität freien Lauf, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Um sich in diesem Tätigkeitsfeld zurecht zu finden, haben die Akteure der Weinbranche die Möglichkeit, an Weiterbildungskursen teilzunehmen.

Ausstellungsobjekte

Zwei Vitrinen mit verschiedenen Objekten vom Korkenzieher bis zum Werbeplakat.

Halle 5a – Feste, Weinmessen und der Wein

Einführung

Feste, Weinmessen, Ausstellungen: der Wein präsentiert sich!

Im 19. Jahrhundert wurden in Europa neuartige Anlässe geschaffen, die sich von den traditionellen Märkten unterschieden. Es waren dies Ausstellungen, die wirtschaftlichen oder intellektuellen Themen gewidmet waren, etwa Gewerbe-, Landwirtschafts- und Kunstgewerbeausstellungen sowie künstlerische und wissenschaftliche Ausstellungen.

In erster Linie sollten diese didaktische und erläuternde Zwecke erfüllen, obwohl sie nebenbei auch kommerzielle Absichten verfolgten.

Solche Veranstaltungen fanden im 19. Jahrhundert auch im Wallis statt. Die Walliser Weinbranche präsentierte sich und seine Produkte an lokalen Veranstaltungen, etwa anlässlich der Landwirtschaftswettbewerbe von Sion von 1869 und 1871.

Ausserdem waren die Walliser Weine an nationalen Anlässen vertreten, beispielsweise an der dritten Schweizer Industrieausstellung in Bern, die als erste Schweizer Landesausstellung betrachtet wird.

Erläuterungen

Die kantonale Ausstellung von 1909

Am 1. August 1909 wurde in Sion die erste kantonale Ausstellung eröffnet. Sie dauerte fast anderthalb Monate, bis am 12. September. Drei Jahre nach der Einweihung des Simplontunnels sollte diese grosse Veranstaltung der Präsentation und Förderung des kantonalen Industriesektors dienen.

Um die Organisation der Ausstellung zu vereinfachen, teilte man die Exponate in drei Abteilungen und dreizehn Gruppen auf. Dem Weinbau und seinen Produkten wurde ein besonderer Platz eingeräumt: Die elfte Gruppe war diejenige der Weinbranche!

Unter den 671 Ausstellern befanden sich 47 selbsteinkellernde Winzer und Weinhändler aus dem gesamten Kanton, die ihre Weine anbieten durften!

Die „Fête des Vendanges“ – Sitten

Die erste Ausgabe dieses Anlasses fand 1934 statt. Es handelte sich um ein Fest zu Ehren der Arbeit im Weinberg, mit grossem Umzug und Theateraufführungen. Es wurden ebenfalls Walliser Produkte ausgestellt und die Festwirtschaft sorgte mit Raclette und Wein für das leibliche Wohl. 1934 verbot man im Rahmen der „Fête des Vendanges“ sogar den Bierkonsum!

Dieses Fest wurde in den Jahren 1935, 1936 und 1937 wiederum abgehalten, trotz eines gewissen Widerstands von Seiten der Presse, die deren Sinn nicht verstand, und katholischer Vereinigungen, die sie für unmoralisch hielten: „Bestimmt erinnern Sie sich an die Ausschweifungen der letztjährigen Fête des Vendanges, wie sehr alles aus den Fugen geriet. Wie soll bei solchen Anlässen für die Wahrung der Sittlichkeit des Volkes gesorgt werden?“

Vinea – Weinmesse

Zu Beginn der 1990er Jahre rief die „Jeune Chambre Économique“ von Sierre einen ausschliesslich dem Wein und der Rebe gewidmeten Anlass ins Leben: die VINEA-Weinmesse, die im Wallis ein Unikum darstellte. Die Begegnung zwischen Produzenten und Konsumenten stand von Anfang an im Mittelpunkt.

Nach einer ersten Ausgabe im Jahr 1993 (mit 25 Ausstellern), fand das Fest im Folgejahr im Stadtzentrum von Sierre statt und bot einem breiten Publikum die Gelegenheit, mehr als 500 Weine von 90 Ausstellern zu verkosten. Das Besondere an dieser Messe war, dass sie sich unter freiem Himmel abspielte. Sie zog mehr als 2500 Besucher an!

Konferenzen und Degustations-Workshops standen für Weinliebhaber und Profis auf dem Programm, während ein Wettbewerb die besten Weine auszeichnete.

1998 organisierte man die erste Weinprämierung „Mondial des Pinots“, die nach und nach an internationaler Bedeutung gewann, wie dies die wachsende Anzahl an ausländischen Teilnehmern zeigt (2019 mehr als 29 Länder).

Die Weinkeller öffnen ihre Türen

Im Frühling 2007 wurde auf Anregung des Branchenverbands der Walliser Weine hin ein neues Event kreiert. Diesmal deklinierte man den Standort im Plural. Die offenen Weinkeller haben Vorzeigecharakter: Nun muss nicht mehr der Winzer an einer Ausstellung oder Messe teilnehmen, sondern es ist der Konsument, der sich zu ihm begibt, um seine Produkte zu entdecken. Eine Formel, die den Austausch fördert!

Alle organisatorischen Modalitäten werden den Kellereien überlassen: Sie entscheiden, wie sie ihre Kunden zu empfangen wünschen, von der Unterhaltung bis hin zur Verpflegung.

Jährlich beteiligen sich mehr als 230 Walliser Produzenten an den Tagen der offenen Weinkeller und die Zahl der Besucher wächst stets. Neben den Weinliebhabern zieht dieser Anlass ein junges Publikum an, das eher selten mit dem Wein in Verbindung gebracht wird.

Ausstellungsobjekte

Plakate, Dokumente und offizielle Publikationen zu den verschiedenen Veranstaltungen.

Halle 5b – Trinkkultur

Einführung

Trinkkultur.

Wein für den Durst, für Feste, für Zeremonien. Im Wallis gehört Wein zu praktisch jedem Anlass, vom geläufigsten bis zum aussergewöhnlichsten. Über die Jahrhunderte hinweg musste er zwar seine Rolle als Alltagsgetränk einbüssen. Dafür gewann er aber an Prestige.

Ein Gegenstand materialisiert Praktiken und geistige Bilder: Form und Material verraten viel über die Art und Weise, wie ein Getränk wahrgenommen wird. Die Trinkkultur spiegelt den Wandel der Gesellschaft und ihrer Sitten im Laufe der Zeit wider.

Vom Becher, den man diskret in der Hand halten konnte, bis hin zum Stielglas, das aus dem Wein ein Betrachtungsobjekt machte: Jeder Gegenstand aus der Trinkkultur birgt eigene Referenzen und Wahrheiten.

Erläuterungen

Holz für den Alltag

Vor dem 20. Jahrhundert tranken die Walliser Bauern-Winzer hauptsächlich Wein. Man hielt ihn für ein „aufpeitschendes“, „kräftigendes“ Nährmittel – ähnlich der Suppe. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde er durch Bier, Mineralwasser und Fruchtsäfte ersetzt und verlor seine Funktion als Energiegetränk.

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein stellte man in ländlichen Bergregionen mehrheitlich Trinkgefässe aus Holz her. Um den Wein auf dem Feld mitzunehmen, füllte man im Keller kleine Holzfässchen auf. Während der Pause trank man direkt daraus.

Holzbecher

Holzbecher wurden in der Burgerstube oder bei Feiern verwendet. Man stellte sie mit einer Drehmaschine her. Trotz ihrer meist zylindrischen oder leicht kegelstumpfartigen Form, unterscheiden sie sich in ihrer Detailvielfalt: mehr oder weniger deutlich hervortretender Fuss, Schnitzereien, Kannelierungen…

Zinn für besondere Anlässe

Zinnbecher und Zinnkanne bildeten ein unzertrennliches Paar. Letztere wurde traditionell als Dank für geleistete Dienste geschenkt, während der Becher als Zeichen der Ermutigung verstanden wurde. Heute wird der Wein nicht mehr in solchen Behältern serviert, da man den Kontakt von Zinn und Wein als unangebracht empfindet.

Im Laufe der Geschichte gab es zahlreiche Änderungen im Gebrauch der Behälter. Einst galt Zinn als neutrales und edles Material für Wein, bevor es vom Glas verdrängt wurde.

Glas und Verkostungsrituale

Ab den 1980er Jahren gewann Wein an Ansehen. Seither versucht die Weinbranche, die Konsumenten mit Qualitätsprodukten zu verführen. Sensorische Analysen und Vergleichsdegustationen werden so gestaltet, dass jeder dazu fähig ist, Weine zu erkennen und zu unterscheiden.

Das durchsichtige Glas macht den Wein sichtbar. Die Farbe wird zur Schau gestellt, wodurch der Sehsinn bei der Verkostung miteinbezogen wird.

Die von den Profis praktizierten Gesten werden popularisiert und beeinflussen das Konsumverhalten. Neue Sitten prägen die Trinkkultur.

Das Degustationsglas

Zur Schaffung idealer Verkostungsbedingungen entwickelte man das INAO-Degustationsglas. Ab 1990 wurde es zum herkömmlichen Modell im Weinservice. Sogar der traditionelle Weissweinbecher musste weichen.

Oft wird ein Logo oder der Name einer Veranstaltung auf das INAO-Glas aufgedruckt, wodurch sich dieses Modell stark verbreitete.

Im Grunde genommen ist dieses jedoch veraltet. Önologen und Glashersteller haben gemeinsam neue Gläser entwickelt, die den Charakter des Weins besser zur Geltung bringen.

Halle 5c – Weinkonsumentenprofil: ein Spiel!

Einführung

Der Wein, wie man ihn mag!

Denken Sie beim Wort „Lafnetscha“ an eine Rebsorte oder an ein fernes Reiseziel?

Ist Ihr Keller ein Tempel, in dem Sie sorgfältig ausgewählte Weinflaschen aufbewahren, oder reihen sich dort unzählige Marmeladengläser?

Wenn Sie in den Urlaub fahren, folgen sie der Weinstrasse oder ist Ihnen die schöne Landschaft das Wichtigste?

In Sachen Wein gibt es so viele Vorlieben wie es Menschen gibt! Zählen Sie eher zu den Abstinenzlern oder zu den Experten? Spielen Sie mit und entdecken Sie ihr Weinkonsumentenprofil!

Erläuterungen

Und nun zum Spiel! (Ohne die Hilfe Ihrer Begleitperson ist dieses Spiel nicht zugänglich)

Tablet in der Hand, fertig, los! Beantworten Sie die Fragen, um Ihr Profil herauszufinden. Keine Panik, es gibt weder Tricks noch falsche Antworten.

Sobald Ihr Profil ermittelt wurde… Überraschung! Entdecken Ihre „Attribute“: ein Glas und ein Hut, die speziell zu Ihrem Profil passen und Ihr Interesse am Wein widerspiegeln!

Setzen Sie den Hut auf, ergreifen Sie das Glas und posieren Sie vor der Kneipen-Kulisse! Sie können ihr Smartphone benützen oder das Tablet des Museums.

Halle 6 – Der Wein und die Architektur

Vom emblematischen Carnotzet bis hin zu innovativen Formen – die Architektur des Weins, wie auch sein Image, entwickeln sich im Wallis unaufhaltsam weiter.

Einführung

Inszenierter Wein.

Beim Wort „Kellerei“ denkt man umgehend an einen unterirdischen, diskreten Ort. Tritt er jedoch an die Oberfläche, so ist alles erlaubt. Es gibt keine Regeln, keinen kennzeichnenden Stil, keine Tendenzen. Den Bauwerken, die manchmal spektakuläre Züge annehmen, sind keine Grenzen gesetzt.

Man hat es mit regelrechten Szenerien zu tun. Dies ist umso offensichtlicher bei prachtvoll-imponierenden Gebäuden. Der Besucher ist beeindruckt: Er kostet das Ambiente genauso wie den Wein. Zahlreiche Beispiele zeigen, wie das Motiv der Holzbalkendecke zugunsten eines moderneren Designs sukzessive aufgegeben wird.

Vom emblematischen Carnotzet bis hin zu innovativen Formen – die Architektur des Weins, wie auch sein Image, entwickeln sich im Wallis unaufhaltsam weiter.

Erläuterungen

Wenn die Kellerei zu einem Schaufenster wird

Am oberen Ende der Treppe, auf der linken Seite.

Manche Produzenten konzentrieren sich nicht nur auf das Innere ihrer Kellerei, sondern verleihen der Aussenhülle einen einschneidenden, manchmal etwas gewagten oder auffallenden architektonischen Charakter. Die Kellerei ist nicht mehr nur ein Ort der Arbeit, sondern nimmt tempelartige Züge an. Ihre zu einem Schaufenster gewordene Fassade bekundet, dass der Wein der Architektur in nichts nachsteht.

Zurschaustellung und Wettstreit

Kellereibesitzer, die renommierte Weine anbieten, scheinen miteinander um die schönste Fassade zu wetteifern. Um sich zu präsentieren oder für die Qualität ihrer Produkte zu werben, wenden sie sich an Stararchitekten. Das Bauwerk soll in gewissem Sinne zum Sinnbild ihrer Weine werden.

Auf internationaler Ebene tritt die zeitgenössische Kellerei an die Stelle des traditionellen Châteaus. Manchmal hält sie ihm die Stirn oder ergänzt ihn. Im Bordelais beispielsweise zeugen zahlreiche Bauwerke von dieser Tendenz. Neben den prestigeträchtigen historischen Schlössern, welche die Erhabenheit ihrer Weine zur Schau stellen, erheben sich hier und da imposante Kellereien im zeitgenössischen Stil.

Hierzulande ist nur eine vorsichtige Entwicklung in diese Richtung auszumachen.

Tempelartiges Carnotzet

Am oberen Ende der Treppe, auf der rechten Seite.

Das Carnotzet symbolisiert das Wesen des Weins, geheimnisvoll und esoterisch – wobei „esoterisch“ im etymologischen Sinn des Wortes zu verstehen ist, als „dem inneren Bereich zugehörig“. Ein geradezu sakraler Ort, an dem der Besitzer den Gast einlädt, seinen Wein zu entdecken.

Hier lässt sich der Wein porträtieren, mit blumigen Metaphern, umgeben von Gegenständen aus der Vergangenheit.

Heute noch betritt man das Carnotzet wie einen Naos, respektvoll und seines Privilegs gewahr. Andächtig und schweigsam wartet man, bis der Wein eingeschenkt und vom Exegeten präsentiert wird. Es dauert einige Zeit, bis sich die Zungen lösen. Plötzlich traut sich sogar der Gast, diskret und auf die Zustimmung des Gastgebers hoffend, seinen Kommentar abzugeben.

Ausstellungsobjekte

Verschiedene Objekte, darunter moderne Fässer, alte Fässer und ein für Gletscherwein vorgesehenes Fass.