Beim Schwimmen im See fühle ich mich frei, wie sonst nirgends wo! Weit und breit keine Gefahr, mit der ich zusammenstossen könnte! Doch wie finde ich wieder zurück zum Ausstiegssteg?
Wer gänzlich blind ist, kennt dieses Problem. Es ist unheimlich befreiend, in einem offenen Gewässer einfach drauflos zu schwimmen, ohne ständig auf der Hut zu sein, mit einer andern Person oder einem Gegenstand zusammen zu stossen. Die Crux dabei ist allerdings, die Ausstiegsstelle wieder zu finden. Ich bin daher auf eine Begleitperson als Lotsin angewiesen. Ich schätze es zwar sehr, mit meiner Partnerin zu schwimmen. Doch eigentlich wäre es doch ganz toll, wenn ich das bei Bedarf auch selbständig tun könnte. Und diesen Sommer habe ich eine taugliche Lösung dafür gefunden.
Navigationshilfe via smarte Sonnenbrille
Ich bin seit ein paar Monaten Besitzer einer Ray-Ban Meta Sonnenbrille. Diese ist mit einer Kamera und allerhand Elektronik ausgerüstet, so dass man mit ihr unter anderem auch Videotelefonate durchführen kann. Zudem kann man mit dieser Brille auch die App «Be My Eyes» nutzen und somit eine sehende Assistenzperson per Videochat anrufen. Und das habe ich denn auch gemacht. Ich bin also mit der Sonnenbrille auf den See hinaus geschwommen und habe danach «Be My Eyes» zu meiner Brille gesagt und diese hat dann via App auf der gleichnamigen Plattform eine freie Assistenzperson gesucht und per Videocall mit mir verbunden. Das hat auf Anhieb geklappt und eine nette junge Person hat sich gemeldet. Ich habe ihr erklärt, dass ich blind bin, gerade im Bielersee schwimme und sie doch so gut sein möge, mich zur Ausstiegsleiter an der Quaimauer zu lotsen. Durch die Kamera meine Brille konnte die Assistenzperson sehen, wo ich mich befinde und sie gab mir die Anweisung, mich langsam zu drehen, bis die Quaimauer mit der Leiter in die Kamera-Sicht kam. Danach hat sie mich mit «etwas mehr nach Links» und «jetzt geradeaus» und «jetzt bist du dann gleich da» so genau gelotst, dass ich mit meiner Hand punktgenau den Holmen der Ausstiegsleiter berührte. Das war eine Riesenfreude für mich und hoffentlich auch für meine unbekannte Assistentin!
Das zweite Mal, als ich den Test wiederholte, habe ich meinen Sohn angerufen und auch er konnte mich via Videocall wieder zielsicher zur Ausstiegsleiter navigieren.
Mein nächstes Ziel ist nun die Seequerung zur St. Petersinsel. Doch da muss ich zuvor allerdings noch etwas üben!
Und diese Rahmenbedingungen müssen stimmen
Bei meinem allerersten Test hatte ich das iPhone in der Tasche auf die Quaimauer gelegt. Dies hatte zur Folge, dass die Bluetooth-Verbindung zur Brille halt nach ca. 30 m abbrach. Und diese Verbindung ist erforderlich, um die Videotelefonie-Dienste zu nutzen. So habe ich mir eine wasserdichte Schutzhülle für mein iPhone zugelegt. Darin versorgt, schwimmt mein iPhone nun neben mir auf dem Wasser und ist mit einem Stoffband mit mir verbunden. So kann ich so weit auf den See hinaus schwimmen, wie ich will. Und beim Entnehmen des iPhones aus der Hülle war tatsächlich keine Spur von Feuchtigkeit zu erkennen.
Eine weitere Einschränkung ergibt sich daraus, dass die mit Elektronik ausgestattete Sonnenbrille nur spritzwasserfest, aber nich wasserdicht ist. So kommt logischerweise nur der Brustschwumm in Frage und das auch nur, wenn der Wellengang nicht zu stark ist. Wenn man auf sicher gehen will, kann man eine Schwimmhilfe verwenden, so dass der Kopf etwas weiter aus dem Wasser ragt. Das ist dann zwar etwas weniger sportlich, dafür aber sehr entspannend!
Wasserdichte Schutzhüllen für das iPhone gibt es übrigens in Hülle und Fülle. Man muss einfach darauf achten, dass sie nach i68-Standard zertifiziert sind. Die meine ist von der Firma Laut und hat weniger als 30 Franken gekostet. Dank eines kleinen Pölsterchens schwimmt sie mitsamt des iPhones auf der Wasseroberfläche.
Kommentare
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Sei der erste, der einen Kommentar schreibt!