200 Jahre Blindenschrift und aktueller denn je!

Auch die Apfelschule hat Grund zum Feiern, denn die Blindenschrift ist als Braillebildschirmeingabe in jedem iPhone standardmässig mit dabei und ihre Nutzung wird durch Kurse gefördert.

Als Louis Braille vor 200 Jahren die Blindenschrift erfand, konnte wohl niemand erahnen, dass dieser auf einem simplen 6-Punkte-Raster basierende Schrift für die Bildung und Berufstätigkeit blinder Menschen weltweit eine so grosse Bedeutung erlangen wird.

Mit dem Aufkommen der Hörbücher und sprechenden Computer glaubten nicht wenige, dass dies das Ende der Blindenschrift bedeute oder zumindest deren Wichtigkeit zu einem Schattendasein herabmindere. Dies hat sich jedoch nicht bewahrheitet. Im Gegenteil! Die Digitalisierung hat der Blindenschrift einen ganz neuen Schub gegeben.

Braillezeilen und Brailletastaturen

Louis Braille hat seine Blindenschrift-Punkte mit einer Schuster-Ahle ins Papier geprägt. Er musste dies spiegelverkehrt und von der Rückseite her tun, damit die erhabenen Punkte auf der Vorderseite als korrektes Muster mit den Tastfingern gelesen werden konnten. Dieses manuelle Stichelverfahren gibt es zwar heute noch, doch mit der fortschreitenden Mechanisierung und Digitalisierung sind ganz neue Verfahren hinzu gekommen. So gibt es bereits seit längerer Zeit Blindenschrift-Schreibmaschinen, mit denen die Braillezeichen buchstabenweise, wie auf einer gewöhntlichen Schreibmaschine ins Papier geprägt werden können. Und mit dem Aufkommen des Computers wurde der Einsatz der Blindenschrift noch einmal revolutioniert. So gibt es kleine elektronische Geräte auf denen sämtliche verfügbaren textbasierten Informationen auf Knopfdruck in Blindenschrift dargestellt werden können, und zwar gleich zeilenweise. Und diese Braillezeilen gibt es in verschiedenen Ausführungen, vom Tischmodell bis hin zu hantlichen kleinen portablen Zeilen. Und auch für die elektronische Eingabe gibt es spezielle Tastaturen, auf denen die Buchstaben und Zeichen in Form von Braillezeichen geschrieben werden können.

Brailleschrift mit Handy und Tablet

Die Geräte von Apple waren von Beginn an darauf angelegt, dass sie die Textausgabe auf Braillegeräten unterstützten. Mit der Veröffentlichung von iOS 8 im Herbst 2014 ist Apple jedoch noch einen Schritt weiter gegangen. Seither steht auf jedem iPhone die sogenannte Braillebildschirmeingabe standardmässig zur Verfügung. Das ist eine sensationell einfache und effiziente Methode, um Texte oder  Passwörter auf dem iPhone einzugeben. Durch die Auswahl dieser Funktion verwandelt sich nämlich der Bildschirm der Geräte in eine Braille-Tastatur. Logischerweise verfügen weder iPhone noch iPad über physische Tasten, die für die Eingabe verwendet werden könnten. Anstatt eine Taste zu drücken, werden die entsprechenden Punkte einfach mit den Schreibfingern angetippt. Und das funktioniert auch, wenn man die Position der Punkte auf dem Display nicht sehen kann. Die Punkte sind nämlich so angeordnet, dass sie auch blindlings zielsicher getroffen werden können, wenn die entsprechende Handhabung einmal eingeübt ist.

Neue Perspektiven für noch nicht Braille Schreibende

Die grosse Herausforderung beim Erlernen der Blindenschrift ist nicht das Schreiben, sondern das Lesen. Es braucht viel Übung, bis die feinen Punktemuster mit den Tastfingern erkannt werden können. Doch das ist für die Nutzung der Braillebildschirmeingabe gar nicht notwendig, geht es doch hier lediglich um die Eingabe, und nicht ums Lesen. Der eingegebene Text wird ja von VoiceOver vorgelesen oder er kann mit vergrösserter Schrift dargestellt werden. Der Kreis der potentiellen Nutzniessenden wird damit ganz erheblich erweitert. Denn das Schreiben erfordert bloss das Auswendiglernen von rund 60 Zeichen. Verglichen mit dem Erlernen einer neuen Sprache ist das ein Pappenstiel! Es gibt in der Apfelschule Leute, die haben die Blindenschrift ausschliesslich aus dem Grunde erlernt, damit sie die Braillebildschirmeingabe nutzen können. Und seither benutzen sie ausschliesslich diese Eingabemethode, weil sie damit am einfachsten und bequemsten schreiben können.

Kursangebot für Neueinsteigende

Bekanntlich ist es gerade das Schreiben auf der kleinen Bildschirmtastatur, das vielen sehbehinderten Personen Mühe bereitet. Daher lohnt sich der Aufwand, mit einem kleinen Effort die Brailleeingabe zu erlernen. Die Apfelschule hat zu diesem Zweck einen Grundkurs entwickelt, welcher schrittweise in die Handhabung dieser Methode einführt. Voraussetzung ist lediglich die Kenntnis von VoiceOver. Der Kurs ist modular aufgebaut und beinhaltet folgende Inhalte:

  • Einführung in den Aufbau der 6-Punkte-Blindenschrift
  • Kennenlernen und einüben der beiden Eingabemethoden «flach» und «vertikal»
  • Erlernen des Blindenschriftalphabeths und Schreibübungen
  • Die Steuerbefehle unter Verwendung von Braillezeichen

Das Erlernen der Braillezeichen wird dadurch erleichtert, dass VoiceOver stets sagt, welcher Buchstabe gerade getippt worden ist. Und es gibt auch einen speziellen Übungsmodus, bei dem nichts schief gehen kann. Auch das Löschen und die Korrektur sind sehr unkompliziert.  Im Rahmen der einzelnen Kurseinheiten ist genügend Zeit zum Üben eingeplant. Und ein gewisser Übungsaufwand ist zwingend erforderlich. Doch der Nutzen stellt sich schon bald ein und der Gewinn ist riesig!

Also, noch Unentschlossene, gebt euch einen Ruck und meldet euch an für einen der Kurse, welche die Apfelschule zum Erlernen dieser Methode regelmässig durchführt. Die aktuellen Ausschreibungen dazu findet ihr unten. Und wenn ihr den Apfelschule Newsletter abonniert habt, werdet ihr ebenfalls auf die neusten Kurse hingewiesen.

Für diejenigen Leute, welche die Blindenschrift bereits kennen und sich selber in die Nutzung der Braillebildschirmeingabe einarbeiten wollen, hat die Apfelschule auf der Tip-Seite eine Anleitung veröffentlicht. Den Link dazu findet ihr ebenfalls unten.

Weiterführende Links

Blockkurs vom 11.-15.8 in Einsiedeln: «Mit der Braillebildschirmeingabe trasch und sicher schreiben»

Tageskurs am 4.2. in Zürich: «Der Befehlsmodus in der Bildschrimbrailleeingabe»

Tageskurs am 11.2. in Bern: «Der Befehlsmodus in der Bildschrimbrailleeingabe»

Anleitung: «auf dem iPhone rasch und sicher schreiben»

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